In Delhi verbrachte ich knapp eine Woche. Ich besorgte ein Fahrrad und lebte in einem erstklassigen Hotel. Es war nicht nur das günstigste das ich finden konnte, sondern auch unschlagbar im maroden Charme. Das Haus ist eigentlich eine alte Moschee, wird aber nur noch teilweise als solche genutzt. Die Gänge sind verwinkelt und alle Türen offen. Hinter jeder finden sich schönste Eindrücke aus irdischem Chaos.
- Der schöne Schlafsaal.
- Ein Chaosparadies
- Das Haus ist zwar teils Beton verkleckst, aber an vielen Stellen scheint die Mosche in all ihrer Schönheit durch
- Die Verzierungen der Moschee
- Teilweise wurde das Haus immer noch als Moschee genutzt.
Die ersten Tage auf dem Fahrrad führten in Richtung Uttarkhand. Der Gepäckträger riss nach zwei Tagen, aber ein Schweißgerät ist in Indien glücklicherweise fast überall vorhanden.
- Es war bereits dunkel und Delhis weitläufig verstädterte Peripherie zeigte wenig einsame Schlafplätze auf. Diese Karosserie war ein Glückstreffer. Ich wartete einige Zeit, bis niemand hinsah und wuppte mich und das Radel hinein. Drin hatte ich Ruhe, kochte den Abendschmaus und hörte wie mich das Passanten-wirr-warr unbeachtet lies :)
- Früh morgens weckte mich überraschend Regen. Zuerst freute ich mich, wusch das Geschirr und wartete auf angenehmeres Wetter. Letztlich verschluckte mich dieser Ort. Auch mein Tagebuch war nach diesem Morgen nur noch Brei.
- Eigentlich wollte ich nur meine Wasserflaschenfüllen. Aber die Einladung, direkt an der Tanke zu übernachten, kam mir sehr gelegen.
- An meinem Schlafplatz neben dem Treibstofftank durfte ich nicht kochen. Sicherheit geht vor! Neben den Zapfsäulen war es allerdings kein Problem.
Eines Abends winkten mir ein paar Leute aus einem Tempel zu und luden mich ein. Ich war glücklich, hatte ich doch in diesen Moment erst erfolgreich eine kilometerlange Verfolgungsjagt mit Affen hinter mich gebracht.
Bei meiner Abfahrt am Tag darauf rieten sie mir einen bestimmten Tempel in Haldwani aufzusuchen. Die Schlafplätze der kommenden Tage waren dadurch besiegelt, denn Tempel sind die Herbergen der Pilger und das Hindi Wort “Yatra” bedeutet Reise und Pilgerschaft zugleich. Aus eigener Kraft mich fortbewegend, mit verfilzten Haaren und einer Vorliebe dem Shivakraut gegenüber war ich bei den Hindupilgern stets willkommen.
Der Guru in Haldwani schickte mich nach Kathgodam. Dort versuchte ich mich vorzustellen, in Bezug auf die Einladung des Gurus. Durch mein gebrochenes Hindi, vergleichbar so gut wie sein Englisch, wurden sie Worte etwas fehlinterpretiert. So dachten sie ich rede von meinem Guru. Ich versuchte es richtig zu stellen:
“… dein Guru …”
Ihre Frage: “Und wer ist dein Guru?”
“O, ich habe keinen?
“Dann bist du gar kein Sadhu” war ihr Vorwurf “du bist ein Hippie!”
- Oben rechts ist im Bild an der Wand, der Guru aus Haldwani.
- Der Tempel ist Hanuman gewidmet. Etwas vom Trisul verdeckt ist er im Hintergrund zu sehen. Mit all seiner Kraft stemmt er den gesamten Berg um die Heilkräuter zu Ramas Bruder zu bringen
- Als Verehrer Hanumans darf Shivas Trisul am heiligen Feuer nicht fehlen.
- Sie versuchten mir vieles ihrer Philosphie näher zu bringen. Viel verstand ich auf Grund der fehlenden Sprachkenntnisse nicht. Khali, die Leere, so viel verstand ich, ist ein zentraler Bestandteil.
Mir war es egal für wen oder was sie mich hielten und sie zeigten mir, dass ich willkommenen bin. Der Monsun und weitere glückliche Umstände ließen mich ca. zwei Wochen in dem Tempel verbringen. Zuallererst gaben sie mir orange Klamotten die ich im Tempel tragen sollte, sie jedoch ausziehen musste wenn sie mich Schnaps holen schickten. Das war eine Aufgabe die nur ich erfüllen konnte, da Ihnen der Alkoholkonsum eigentlich strikt untersagt ist. Ich erfüllte meine Aufgabe stets gewissenhaft.
Anschließend reiste ich per Bus nach Norden um eine Wanderung zu Ende zu führen, welche ich ein paar Jahre zuvor aus Monsungründen abbrechen musste. Aber auch dieses Mal kam ich nicht beim Pindari Gletscher an. Auf Grund unbefahrbarer Brücken kam ich nicht mal in die Nähe. So lief ich ein paar Tage Ziellos durch den Regen, wurde von einer herzlichen Familie aufgenommen und nahm anschließend den Bus zurück zum Tempel nach Kathgodam.
- Weit am horizont sind die Hohen Berge des Himalayas zu sehen. Dort sollte die Wanderung eigentlich hingehen.
- Auf dem Hof der Familie lebten ungefähr acht Kühe und Büffel
- Wir bereiteten das Essen gemeinsam zu.
- Sie fragte mich, ob man in meinem Land auf Holz oder Gas kocht. Bei der Erklärung eines unvorstellbaren E-Herdes klickte es in mir. Nach mittlerweile ca. 1,5 Jahren auf dem Subkontinent verstand ich endlich wie wenig unsere Kulturen doch von einander wissen.
- Auf dem Hof der Familie lebten ungefähr acht Kühe und Büffel
- Ursprünglich klopfte ich nur bei der Familie an, um nach ihren Gartenkräutern zu fragen
Danach ging es mit dem Rad zur weiter zum nepalesischen Grenzort Mahendranagar.
- Ein Stück fehende Sraße. Gut sichtbar markiert durch eine Reihe Steine.
- Mein Fahrrad und die hight-tech Radtaschen
- Ab und zu hat man beim Aufwachen schon netten Besuch.
- Vor der Nepalesischen Grenze gestaltete ich meinen letzten bezahlten Tag Indienvisum als ausgedehnte Pause.
- In Mahendranagar luden mich eine Gruppe Studis ein, bei ihnen im Garten zu zelten. So hatte ich genug Zeit aus Wasserrohren einen Hänger zu basteln
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